München ist auch abseits von Oktoberfest und Hofbräuhaus eine Reise wert. Kein Wunder, gibt es in einer der meistbesuchtesten Städte Europas abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten doch jede Menge andere Highlights.
Wer wie wir ein verlängertes Wochenende in München verbringen will, hat viele Möglichkeiten, die Stadt kennen zu lernen. Einerseits hält die bayrische Hauptstadt zahlreiche Geheimtipps bereit und andererseits gibt es auch an berühmten Attraktionen unbekanntere Seiten zu entdecken. Hier unsere Empfehlungen:
# Vogelperspektive
Wer den Blick über die Dächer Münchens schweifen lassen möchte, kann das natürlich wie Tausende andere Touristen vom Turm der Peterskirche, im Volksmund liebevoll „Alter Peter“ genannt, tun. Und eines vorweg: der schweißtreibende Aufstieg über enge Holz- und Steintreppen zahlt sich auch wirklich aus. Denn von kaum wo lassen sich Frauenkirche, Viktualienmarkt und Neues Rathaus so Postkarten-tauglich fotografieren wie von der engen Turmgalerie. Aber Achtung: insbesondere an besucherstarken Tagen – etwa am Samstagnachmittag – steht man vor der Kassa auf der Rückseite der Peterskirche (Erwachsene zahlen 3€) schon einmal eine Dreiviertelstunde und mehr an.
Eine tolle Alternative bietet allerdings die TU München (Arcisstraße 21). Hier kann man mit dem Lift rauf aufs Dach ins Café im Vorhoelzer Forum fahren. Dort genießt man neben Getränken und Snacks ebenfalls einen super Ausblick über München. Und das ohne Anstellen und Eintritt.
# Englischer Garten einmal anders
Der Englische Garten – mit 375 Hektar eine der größten innerstädtischen Grünanlagen der Welt – ist auch dann einen Besuch wert, wenn man Chinesischen Turm, Monopteros und japanisches Teehaus (in dem übrigens regelmäßig japanische Teezeremonielle stattfinden) schon kennt. Besonders spektakuläre Fotos lassen sich etwa bei der Eisbachwelle am südlichen Ende des Gartens machen, wo die Surfer mit ihren Boards längst ein Besuchermagnet sind.
Entspannen lässt es sich im Anschluss daran bei Fräulein Grüneis. Das ehemalige Toiletthäuschen wurde zum Kiosk mit Ausschank umgebaut und erfreut sich insbesondere bei Schönwetter großer Beliebtheit. Verkauft werden Biosäfte und Fairtrade-Produkte, aber auch Salate und Bier. Und ja, ein Klo gibt’s auch noch.
# Kuriositäten
Davon gibt es in München etliche. In der Nähe der Münchner Wiesn ist im Innenhof einer Steuerberatungsgesellschaft (Ganghoferstraße 29a) zum Beispiel die Unendliche Treppe versteckt. Die Kunstinstallation kann zwar nur in Ausnahmefällen betreten werden, ist aber auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Wer auf Skurriles steht, dürfte auch am Verrückten Eismacher (Amalienstraße 77) Gefallen finden. Über Geschmack lässt sich allerdings streiten – das Obazde-Eis oder auch die Krapfen-Variation ließen eher unsere Gesichtszüge entgleiten, das Toffifee-Eis ist dagegen ganz gut. Gegessen wird übrigens ganz Wunderland-stilecht an überdimensionalen Schwammerln.
Ebenfalls ganz weit oben auf der Skurrilitätsskala rangiert das „Michael-Jackson-Denkmal“ vor dem Hotel Bayerischer Hof. Die Anführungszeichen haben in diesem Fall durchaus Berechtigung, weil es sich eigentlich um eine Statue des Komponisten Orlando di Lasso handelt, die hier von Jackson-Fans zweckentfremdet und mit zahlreichen Fotos des „King of Pop“, Kerzen und Blumen geschmückt wurde. Posthum gewählt wurde der Standort einfach nur deswegen, weil Jackson mehrfach im Hotel Bayerischer Hof abgestiegen war.
# Stilvoll, innovativ & schrullig – besondere Lokale
Sucht man im Internet Egg-Benedict-Tipps für München, stolpert man unweigerlich über das alt-ehrwürdige Café Luitpold (Brienner Straße 11). Das Traditionskaffeehaus, das es bereits seit den 1880ern gibt überzeugt nicht nur durch eine reichhaltige (und gar nicht mal sooo teure) Frühstückskarte, sondern auch durch die hauseigene Konditorei, in der täglich frische Torten und Kuchen zubereitet werden sowie durch seine geschichtsträchtige Optik. Besonders schön sitzt man im lichtdurchfluteten Palmengarten. Es gibt auch eine Mittags- und eine Abendkarte, sonntags spielt hier außerdem eine Live-Band. Eggs Benedict mit Schinken kosten übrigens 8,50€ und sind echt ok.
FC-Bayern-München-Fans kommen dagegen in der Fan-Arena vis-a-vis des Hauptbahnhofs (Arnulfstraße 14) voll auf ihre Rechnung. Die Sportbar ist über und über mit Team-Dressen, Logos des Fußballvereins und Fotos der Spieler zutapeziert, über der Bar stehen Pokale und FC-Bayern-Bierkrüge und der ältere Herr hinter dem Tresen trägt natürlich auch die Vereinsfarben.
Ganz toll (frühstücken, Mittag essen oder eben wie wir) Abend essen kann man im Bapas (Leopoldstraße 56A), wo Bayrische Tapas serviert werden. Die kleinen Portionen von Obazdem, Ochsenmaulsalat, Schweinsbraten, Ochsenfetzen oder Pulled Pork kosten zwischen 4,50 und 6,50€, kommen echt rasch aus der Küche und schmecken ausgezeichnet. Dazu werden diverse Craft-Biere ausgeschenkt.
Ein netter Absacker ist das Raw – Münchens einzige stilechte Speed-Metal-Bar (Schleißheimer Str. 28). Im dienstags bis samstags, jeweils ab 20 Uhr, geöffneten Beisl agiert Chef Marvin als Barkeeper und DJ in Personalunion – zumindest bis DJ Zua die Regler übernimmt. Publikumswünsche werden gern erfüllt.
# Biertrinken
Möglichkeiten hierzu gibt es in München wie Sand am Meer. Biertrinken ist Nationalsport in Bayern. Wer es gern bodenständig mag, ist natürlich am zentral gelegen Viktualienmarkt oder in bekannten Biergärten wie dem Königlichen Hirschgarten (angeblich Münchens größter Betrieb dieser Art) oder dem geschichtsträchtigen Augustiner-Keller (Arnulfstraße 52) gut aufgehoben. Hier kann man traditionell zwischen Service- und Selbstbedienungszone wählen.
Craft-Beer-Fans sei aber zum Beispiel auch die kleine, aber gut sortierte Bierothek (Reichenbachstraße 22) ans Herz gelegt. Helle, Weißbiere, Stouts, Indian Pale Ales oder auch diverse belgische Schöpfungen können hier (gekühlt) getrunken sowie gekauft werden. Die Betreiber beraten gern und kompetent. So empfiehlt man uns etwa das Paulaner Bräuhaus (Kapuzinerplatz 5), wo auch Kreativbiere aus der Traditionsbrauerei ausgeschenkt werden.
Die Bierothek befindet sich übrigens im Glockenbachviertel, wo sich in den engen, kaum befahrenen Straßen zahlreiche kleine Bars und Cafés aneinanderreihen.
# Weintrinken
Wer allerdings glaubt, in München werde ausschließlich Bier getrunken, der irrt. Auch dem Thema Wein ist man hier nicht abgeneigt. Auf den Weg zum Damenspitz empfiehlt sich etwa ein Start am Viktualienmarkt. Hier gibt es unter anderem eine kleine Weinbar, die „Edle Pfälzer Weine“ ausschenkt, sowie die Lupperbar, wo sowohl Prosecco als auch Grüner Veltliner und Tapas auf der Karte stehen. Die übliche Ausschankmenge ist hier übrigens nicht das Achtl, sondern 0,2 Liter.
Gut essen und aus einem großen Weinsortiment auswählen kann man auch im manu. (Rumfordstraße 1), hier sind die Preise allerdings ein bisschen gehobener.
Wer italienische Weine mag und Shopping mit Essen und Trinken kombinieren möchte, sollte auch einmal in der geschäftige Schrannenhalle (Viktualienmarkt 15) vorbeischauen. Hier hat sich die Handelskette Eataly einquartiert, die mit einem Mix aus Bar, (Mega-)Shop und Kochschule die Massen anzieht. Uns war’s zu stressig, aber die Auswahl wäre riesig.
# Übernachten
Während Wohnen in München unpackbar teuer ist, gibt’s punkto Hotellerie für jede Preisvorstellung das Richtige. Unmittelbar beim Hauptbahnhof liegen etwa das Vier-Stern-Hotel Eden Wolff in der Arnulfstraße (das Zimmer kostet aktuell bei Booling.com 179€ pro Nacht inklusive Frühstück) sowie das günstigere Hotel Germania in der Schwanthalerstraße.
Wir haben uns für Letzteres entschieden und für zwei Nächte inklusive Frühstück insgesamt 147€ bezahlt. Das Hotel ist zwar merklich in die Jahre gekommen, aber sauber. Das Personal ist freundlich und die Putzfrau faltet sogar die Pyjamas auf dem Bett kunstvoll zusammen.
Hier ein paar weitere Impressionen: